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Freierforum: Wenn Prostituierte wie Restaurants bewertet werden

Freierforum: Wenn Prostituierte wie Restaurants bewertet werden

Mann besucht Hurenforum im Internet

Hurenbewertung, Paysex Forum, Nutten-Test: So oder so ähnlich werden Onlineplattformen bezeichnet, auf denen Sexarbeitende (vor allem Frauen!) und ihre Dienste von Freiern (meist Männern) bewertet werden.

In Huren-Test-Foren geht es in erster Linie um die subjektive Bewertung von Prostituierten. Genauer gesagt, um ihre Leistungen, ihr Aussehen und ob Mann auch wie erwartet das bekommen hat, was die Lady vermeintlich zusagte.

Bei der Stiftung Hurentest gehen die Kunden oft hart mit den Prostituierten ins Gericht. Aber wie funktionieren sogenannte Huren-Test-Foren und welche Auswirkungen haben „Hurenbewertungen“ auf die Sexarbeitenden? Wir sind dem Thema Hurenforum auf den Grund gegangen.

Was passiert im Hurenforum?

Das System, das hinter mal mehr und mal weniger ästhetischen Freier-Foren steckt, ist recht einfach: Männer schreiben Bewertungen über Prostituierte, deren Angebot sie in Anspruch genommen haben. Das geht ganz einfach mit einer Anmeldung auf der jeweiligen Plattform.

Das Prinzip ähnelt den meisten anderen Bewertungsplattformen. Mit dem kleinen Unterschied, dass keine Hotels, Restaurants oder Entertainment Technik bewertet wird, sondern Sexarbeitende, die ihre körperlichen Leistungen anbieten. 

Foren für „Nutten-Bewertungen“ sind eher mit einem Handwerker-Forum zu vergleichen, auf dem Dienstleistungen bewertet werden. Unter einem Pseudonym können Männer anonym ihre intimen Erfahrungen mit anderen teilen und ihre Sexdates mit Sexarbeitenden bewerten.

Die Huren-Erfahrungsberichte dienen aber nicht nur dem vermeintlichen Feedback für Prostituierte, sondern sind auch nützlich für (potenzielle) Freier. Andere Männer profitieren von den Erlebnisberichten ihrer Vorgänger und bekommen einen ersten Eindruck von der Dame, die sie gerne für ihre erotischen Dienste besuchen möchten.

Prostituierte bei der Arbeit mit einem Freier
In Hurenforen berichten Freier über ihre Erlebnisse mit Prostituierten (Foto: Tero Vesalainen – Shutterstock.com)

Die Kommentarfunktionen unter den Beiträgen und Posts im Prostituierten-Forum bieten die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen und Erlebnisse aus „erster Hand“ zu bekommen. Zudem gibt’s im Freiermagazin brandheiße Informationen, wo die Dame der Wahl gerade arbeitet und besucht werden kann.

Die meisten Plattformen sind bundeslandspezifisch oder haben zumindest unterschiedliche Foren für verschiedene Regionen oder Bundesländer. In vielen Foren sind Sexanzeigen von Bordellen, Laufhäusern und standortunabhängigen Prostituierten zu finden. Ein kurzer Weg also zwischen Angebot und Bewertung. 

Wozu gibt es Huren-Test-Foren?

Freier- und Hurenforen dienen dem Austausch unter Männern, die bereits eine ausgewählte Prostituierte besucht haben oder sie noch besuchen wollen. Einige Freier wollen sich auch schlichtweg „inspirieren“ lassen, ohne festes Ziel. Und dann ist da natürlich noch die Neugierde, gepaart mit ein wenig Voyeurismus. Der regt nämlich die Fantasie an und weckt die Vorfreude.

Wenn Mann die sehr spezielle Dienstleistung eines Escort Girls oder auch einer Hobbyhure in Anspruch nimmt, erzählt sich dieses Erlebnis nicht gut im Büro oder am Mittagstisch. In Hurenforen können Männer sich über ihre Erfahrungen austauschen und sich ihre Erlebnisse von der Seele reden. Sie treffen auf Gleichgesinnte und kommen ins virtuelle Gespräch miteinander.

Nicht jeder Freier ist ein Profi und kann auf den ersten Blick oder Klick erkennen, ob die Auserwählte auch wirklich zu seinen Vorstellungen passt. Die Ladies-Berichte der anderen Männer können unerfahrene Freier vor Flops bewahren und geben ihnen einen ersten Eindruck von den Frauen. Negative Erlebnisse werden so eher vermieden und man findet die passende Sexarbeiterin.

Aber auch Prostituierte und Menschen, die sexuelle Dienstleistungen gegen Geld anbieten, können unter Umständen von Paysex-Foren profitieren. Vorausgesetzt, dass die Bewertungen positiv oder zumindest wohlwollend verfasst sind. Da es der Branche oft an weitreichendem Marketing fehlt, sind Hurenforen eine gute Möglichkeit, um Werbung für das eigene Business zu machen.

Der Nutten-Test: Ein Forum gegen die Menschenwürde?

Auch wenn die Huren-Bewertungen für beide Seiten ihre Vorteile haben, ist es doch eine Objektifizierung von Intimität und Menschen. Sexarbeitende sind kein Möbelstück und auch keine Tasse Kaffee, deren Geschmack man binnen Minuten per Smartphone mit einem 5-Sterne-System bewertet.

Freier und ihre Huren-Bewertungen

Sex gegen Geld“ ist ein kontroverses Thema. Die einen finden es in Ordnung und für andere kommt diese Art Dienstleistung nicht in Frage. Aber selbst für Liebhaber des ältesten Gewerbes der Welt (neben der Tattoo-Kunst), sollte Sex und Intimität mit einem anderen Menschen nicht in der gleichen Kategorie wie Pizzabestellen angesiedelt sein.

Bewerten Männer den Sex und die Frau nach einem System, das den Standard-Bewertungen für Produkte und nicht-intimen Dienstleistungen gleichkommt, entsteht schnell eine Objektifizierung – zum einen von Intimität und zum anderen von Zwischenmenschlichkeit.

Einige User von Hurenforen nutzen ihre Erlebnisberichte, um die Frauen abzuwerten und bewusst auf sie herabzuschauen. Und sie schaffen mit oft emotionslosen Bewertungen eine Distanz zu ihrem Handeln.

Sexarbeitende und die Probleme der Huren-Bewertungsforen

Sexworker*innen Bashing, also das Schlechtmachen der Arbeit der Prostituierten, kann zu enormem Leistungsdruck führen. Und der kann die Frau dazu bringen, ihre eigenen Grenzen zu überschreiten oder ihre Gesundheit zu riskieren. Die Konkurrenz schläft auch in diesem Business nicht und dieser Konkurrenzdruck wird durch Huren-Test-Foren verstärkt. Teilweise werden auch ganze Szenen und Standorte verunglimpft, was wiederum auch die Arbeit anderer Frauen beeinflusst.

Hure liest Hurentest auf dem Laptop
Viele Sexarbeitende lesen die Freier-Bewertungen mit und leiden dadurch unter Leistungsdruck (Foto: Oleg Elkov – Shutterstock.com)

Die Psyche der Frauen kann unter Cybermobbing, Stalking oder schlechten Bewertungen leiden, wenn es das Selbstwertgefühl der Betroffenen trifft. Das Gefühl, das entsteht, wenn der Körper und die Persönlichkeit ganz öffentlich in Foren unter teilweise fremden Menschen diskutiert wird, kann sehr negativ empfunden werden.

Bewertungen und Erfahrungsberichte haben seit langem Einzug in die Branche gehalten. Dieser Trend lässt sich nicht stoppen. Wichtig dabei ist, dass der Respekt vor den Personen bleibt, die ihre intimen Dienstleistungen anbieten.

„Alles-Ohne-Sex“ und die Gefahren

Eine große gesundheitliche Gefahr für Prostituierte (und Freier!) stellt AO-Sex dar. AO bedeutet „Alles Ohne“ und genauso ist es auch gemeint. Safer Sex? Fehlanzeige! Liebhaber von AO-Sex verzichten bewusst auf Kondome und nehmen Geschlechtskrankheiten bei der Prostituierten und sich selbst in Kauf.

Sogenannte AO-Hurenforen sind spezialisiert auf die Bewertung von Frauen, die ungeschützten Sex anbieten. Für viele Kunden scheint Verhütung ein No-Go zu sein und im AO-Forum bekommen sie Tipps und treffen auf Gleichgesinnte. Sex ohne Gummi wird bei Anhängern der Szene nicht als Extra gewertet und mehr bezahlen wollen Freier daher nicht.

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Während Aufklärungskampagnen für Safer Sex im horizontalen Gewerbe zunehmen und Sexarbeitende in allen erdenklichen Sprachen über Geschlechtskrankheiten und weitere Folgen von ungeschütztem Verkehr mit Freiern aufklären, boomen die AO-Foren in der Szene.

Welcher Typ Freier bewertet in Hurenforen?

Auch wenn es eine Vielzahl an Foren für Huren-Bewertungen gibt, tummeln sich dort längst nicht alle Männer, die für Sex bezahlen. Viele Männer genießen einfach das Erlebnis und schweigen über ihren Genuss. Andere hingegen haben ein mehr oder weniger großes Mitteilungsbedürfnis und nutzen die Plattformen.

Die meisten Freier-Foren sind spezifisch für die einzelnen Bundesländer wie BW7.com für Baden-Württemberg, Bordellcommunity.com für NRW oder Forum-Sachsen.com für Sachsen. Einige Anbieter werben mit Tabulosigkeit und „Meinungsfreiheit“, wie beispielsweise Lusthaus.cc.

Aber welcher Typ Mann bzw. Freier bewertet Sexarbeiter*innen?

Der Zufriedene in den Hurenforen

Er möchte seine positiven Erlebnisse teilen. Vielleicht liest die Dame seine Bewertung oder andere Männer profitieren vom positiven Feedback. Dieser Freier-Typ nimmt sich die Zeit für einen ausführlichen Erfahrungsbericht. So wie Mindi im ladies-forum.de: „(…) Sie war so krass sympathisch am Telefon und ihre Stimme ist genau mein Fall, sodass ich voll in die Eisen trat und ‘nen U-Turn vom feinsten hingelegt habe. (…) Als sie mir die Türe öffnete, stand darin eine wunderschöne, große, Blondine mit den gefährlichsten Augen. Sie beobachtet und bewertet dich. Sie meinte schon mal in der Vergangenheit, dass sie sich ihre Kunden aussucht. Jetzt wusste ich, dass sie das ernst meint. (…) Sie ist toll, kommuniziert viel, und ist einfach sexy.”

Der Leidtragende der Bordell Community

Dieser Mann möchte mit seinem Huren-Erfahrungsbericht ein warnendes Beispiel sein. Vermutlich fühlte er sich bei seinem ersten Besuch von der Dame abgezockt oder nicht ausreichend befriedigt, hat aber nicht den nötigen Respekt, um nicht emotional ausfallend zu reagieren. 

Nutte wird für Sex bezahlt
Wenn sich ein Freier abgezockt fühlt, kann er seinen Ärger im Huren-Forum kundtun (Foto: Tero Vesalainen – Shutterstock.com)

Ein anonymer User im ffm-forum.com macht es vor: „Das war ein Armutszeugnis, was sie abgeliefert hat. Es wird keine Fortsetzung mit ihr geben, da sie nachkoberte und einen eingeschränkten Service geboten hatte. (…) Sie ist eingebildet und denkt, sie ist den Freiern überlegen. Das einzige Positive ist, sie macht keinen Hehl daraus, keinerlei Ambitionen an den Tag zu legen, dass es irgendwann besser werden würde. (…)” 

Der Geprellte im Prostituierten-Forum

Dieser Freier-Typ möchte seinem Ärger öffentlich (!) Luft machen, weil er nicht das bekommen hat, was er wollte oder für Extras bezahlen sollte. Wahlweise tat das Objekt seiner Begierde auch nicht das, was er sich in seiner Fantasie vorgestellt hat. So erging es Mr. Jiggler und der tat seinen Unmut im forum-sachsen.de kund:  „Moin liebe Kollegen, ich halte mich dieses Mal kurz, denn sonst schwillt mir wieder der Kamm und leider nichts anderes. (…) Schon beim Blick ins Gesicht habe ich mich gefragt, was mit der schönen jungen Frau von den Fotos passiert ist. Leider sehr viel Hautunreinheiten und auch gar nicht geschminkt. (…) Also in die Missio und den Anblick der Melonen genossen. Sie dabei tot wie ein Fisch rücklings auf dem Bett. Hab das Ganze dann ein paar Minuten durchexerziert und keine Lust mehr gehabt. (…)”

Fazit zu Huren-Bewertungen und Freier-Foren

Menschen abzuwerten und zu objektifizieren ist ein No-Go. Dabei ist es egal, welchem Beruf oder welcher Berufung sie nachgehen und mit welchem Job sie ihr Geld verdienen. Sexarbeit ist Arbeit. Und diese Arbeit hat wertgeschätzt und respektiert zu werden. Besonders von den Menschen, die die Dienstleistungen von Sexarbeitenden in Anspruch nehmen.

Prostituierte bei der Arbeit im Rotlicht
Sexarbeit ist Arbeit und sollte entsprechend wertgeschätzt werden – auch in anonymen Freierforen (Foto: Etienne Hartjes – Shutterstock.com)

Dazu gehören Arbeitsschutz, Wertschätzung und ein toleranter Umgang miteinander. Bewertungsportale für Dienstleistungen jeder Art haben Hochkonjunktur und beeinflussen tagtäglich das Konsumverhalten von Nutzer*innen, User*innen und Kunden*innen.

Wer auf Huren-Bewertungs- und Freier-Foren unterwegs ist, sollte einen respektvollen Umgangston verinnerlicht haben und sich fragen, ob die Bewertung gerechtfertigt ist. Denn am Ende geht es um Menschen mit Gefühlen.


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