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Umfrage zeigt: Die meisten Sexarbeiter*innen haben Spaß an ihrem Job

Umfrage zeigt: Die meisten Sexarbeiter*innen haben Spaß an ihrem Job

Rot gefärbtes Bild von Frau in Unterwäsche liegt auf Couch

„Kaufmich“, die größte Plattform für Sexarbeiter*innen und Kund*innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, hat kürzlich eine aktuelle Umfrage zum Thema „Sicherheit“ veröffentlicht. 

Unter anderem zeigt diese, dass die meisten Escorts Spaß an ihrer Arbeit haben. Allerdings gibt es auch Schattenseiten, denn viele Sexarbeiter*innen fühlen sich beim Ausüben ihres Jobs nicht sicher. Wir haben alle Ergebnisse zusammengefasst.

Spaß am Sex: Das sind die Gründe für den Job als Escort

Im Rahmen der Umfrage wurden Sexarbeiter*innen, die meisten von ihnen sind übrigens weiblich (86,8 %), nach den Beweggründen gefragt, aus denen sie ihrem Job als Escort nachgehen. Für viele von ihnen, nämlich für fast 72 %, ist „Spaß am Sex“ der ausschlaggebende Punkt. Außerdem sieht die Hälfte aller Escorts (50,6 %) den Job als lukrative Verdienstmöglichkeiten an und 46,6 % schätzen die flexiblen Arbeitszeiten.

Grafik Hauptmotiv Spaß am Sex
Die meisten Escorts haben ihren Beruf aus Spaß am Sex ausgewählt. Grafik: Kaufmich

Überraschend ist, dass nur 23,6 % aller befragten Escorts den Job aus finanziellem Druck ausüben. Das dürfte wohl daran liegen, dass die Mehrheit ihrer Escort-Tätigkeit nebenberuflich nachgeht und nicht unbedingt darauf angewiesen ist. Die meisten Befragten (72,5 %) sind bereits bis zu fünf Jahre in der Paysex-Branche tätig, wobei etwas weniger als die Hälfte (40,8 %) sich den Job als Escort direkt als Beruf ausgewählt hat.

Fast die Hälfte aller Escorts hat schon negative Erfahrungen mit Kund*innen gemacht

Obwohl viele Sexarbeiter*innen ihren Job gern machen, fühlen sich fast 40 % bei der Ausübung ihrer Tätigkeit nicht sicher. Kein Wunder, denn 39,7 % der Befragten musste schon negative Erfahrungen mit Kund*innen machen. Bei Escort-Dates im Hotel fühlen sich immerhin noch 77 % der Sexarbeiter*innen sicher, wohingegen es in den eigenen vier Wänden nur 32,2 % sind.

Als besonders unsicher empfinden Sexworker*innen Outdoor-Treffpunkte (73 %) und Dates bei Kund*innen Zuhause (50,6 %). Noch übler sieht das Sicherheitsgefühl in Laufhäusern und Bordellen aus, dort fühlen sich nur 13,2 % der Befragten sicher.

Bei Dates verlassen sich 60,9 % der Escorts auf ihre Menschenkenntnis. 60,3 % überprüfen immerhin im Vorfeld die Online-Profile von Kund*innen und knapp die Hälfte (50,6 %) teilen ihren Standort mit anderen Menschen.

Diagramm Warum haben Escorts keine Hilfe in Anspruch genommen
Aus Angst vor einem Zwangs-Outing nehmen viele Sexarbeiter*innen keine Hilfe in Anspruch bei Negativ-Erlebnissen. Grafik: Kaufmich

Eine traurige Tatsache ist, dass über die Hälfte (58%) aller Sexarbeiter*innen nach negativen Erlebnissen keine Hilfe in Anspruch genommen haben, aus Angst vor einem Zwangs-Outing (46,3 %) oder Stigmatisierung (31,7 %).

Mehr Bewusstsein, Aufklärung und Forderungen nach Schutz für Sexarbeiter*innen

Die Umfrage von „Kaufmich“ zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, über die Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter*innen aufzuklären. Denn 50,6 % von ihnen wünschen sich mehr Schutz vor Gewalt und Übergriffen, 39,7 % eine Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen. 

Auch Schulungen zur Selbstverteidigung erachten 36,2 % als hilfreich, ebenso wie eine öffentliche Sensibilisierung für die Arbeitsbedingungen. 33,9 % fänden Schulungsprogramme für Sicherheitsmaßnahmen sinnvoll.

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35,1 % der befragten Sexworker*innen wünschen sich außerdem Ansprechpartner*innen bei der Polizei, um im Notfall einen direkten Kontakt zu haben und schnelle Hilfe zu erhalten. Ebenso hilfreich wären für 30,5 % der Escorts die Unterstützung durch Sexarbeiterorganisationen und Beratungsstellen. Und immerhin knapp ein Drittel (28,2 %) sieht den Zugang zu Gesundheitsdiensten als wichtig an.

Zwei Drittel betrachten das „Nordische Modell“ kritisch und fürchten sich vor noch mehr Gewalt

Ein Sexkauf-Verbot nach dem „Nordischen Modell“ betrachten viele Escorts aber kritisch. Zwar wünschen sich 40,8 % bessere gesetzliche Regelungen und mehr Schutz durch Gesetze, allerdings bringen knapp zwei Drittel aller Befragten (71,3 %) das „Nordische Modell“ mit einem höheren Risiko von Gewalt in Verbindung. Außerdem gibt es Bedenken im Hinblick auf Freiheitsverlust und Stigmatisierung.

Einig sind sich Sexarbeiter*innen allerdings darüber, dass es auf die Bedürfnisse der Branche abgestimmte Maßnahmen geben sollte, die zu mehr Sicherheit führen.

Das bestätigt auch Melissa Mayr, Sprecherin von „Kaufmich“: „Die Umfrage unterstreicht die Notwendigkeit, die Sicherheitsbedingungen und Arbeitsumgebungen für Sexarbeiter*innen zu verbessern. Die vielfältigen Herausforderungen erfordern eine sorgfältige Prüfung und einen konstruktiven Dialog, um effektive Lösungen zu finden und die Lebensbedingungen der Betroffenen zu verbessern“.


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