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Ausbeutung auf OnlyFans: Männernetzwerk drängt Frauen mit „Loverboy“-Taktik zu Sex-Content

Ausbeutung auf OnlyFans: Männernetzwerk drängt Frauen mit „Loverboy“-Taktik zu Sex-Content

ARD Doku zu Ausbeutung auf Onlyfans

Es ist eine perfide Methode, die Männer des Netzwerkes „ChampLife“ nutzen: Sie setzen Frauen emotional unter Druck, damit diese sich auf OnlyFans anbieten. Das bringt eine Menge Geld.

Das Journalistenteam von STRG_F und dem Y-Kollektiv veröffentlicht in einer neuen Doku die Taktik rund um Erpressung, Bedrohung und Narzissmus.

Wie junge Männer Frauen auf OnlyFans skrupellos ausbeuten

Für ein paar hundert Euro im Jahr können sich Männer dem Netzwerk „ChampLife“ anschließen, um sich gegenseitig zu unterstützen und das Beste aus sich herauszuholen. Klingt erstmal nicht verwerflich.

Doch hinter der Plattform der beiden Brüder Nino und Elias Haralambidis steckt ein Netzwerk voller Frauenverachtung und Narzissmus. Mit Anleitungen zur Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen.

Für eine Reportage von STRG_F und Y-Kollektiv haben sich drei Frauen, die Opfer dieser Masche wurden, vor die Kamera getraut. Diese erheben schwere Vorwürfe gegen ihre Ex-Freunde, die aus Kalkül romantische Beziehungen mit ihnen aufgebaut haben sollen, um sie dann dazu zu bringen, pornografische Inhalte für die Bezahl-Plattform OnlyFans zu erstellen.

Die perfide „Loverboy-Methode“ von „ChampLife“-Mitgliedern

Die Männer sollen Mitglieder des Netzwerks „ChampLife“ sein. Dort haben sie in Coachings detaillierte Anweisungen erhalten, wie sie Frauen emotional abhängig machen, manipulieren und dazu drängen können, sexuelle Inhalte zu erstellen.

Die Masche erinnert an die „Loverboy-Methode“, bei der Männer Frauen anfangs Aufmerksamkeit, Komplimente, Zuneigung und oft auch Geschenke geben, um sie emotional von sich abhängig zu machen. Gleichzeitig isolieren sie diese von ihrem persönlichen Umfeld, um sie später zur Prositution zu verleiten oder gar zu zwingen.

Oftmals suchen sich die Täter instabile Opfer mit einem geringen Selbstwertgefühl, psychischen Traumata, Verlustängsten und Geldsorgen.

Die Männer kontrollieren am Ende die OnlyFans-Kanäle und streichen einen Großteil der Einnahmen ein, die bis in fünfstellige Bereiche gehen. „Bei mir war es immer 50:50, aber ich habe auch schon Männer gesehen, die 80 Prozent genommen haben“, berichtet ein ehemaliges Mitglied von „ChampLife“.

Opfer kämpfen mit Suizidgedanken, Selbstverletzung und Seelenqualen

„Ich habe tagelang geweint und angefangen, mich zu ritzen. Mein damaliger Freund – meine erste Beziehung – hat mich immer mehr unter Druck gesetzt“, sagt Anna, die sogar Selbstmordgedanken hatte.

Frau wurde auf Onlyfans ausgebeutet
Die Opfer von OnlyFans-Ausbeutung leiden u. a. an Seelenqualen. Foto: lightfieldstudios . 123RF.com

Sie war 18 Jahre jung, als sie mit ihrem ersten Freund zusammenkam. Er sei sehr aufmerksam gewesen, hätte sie schick essen geführt. Später begann er, sie zu bevormunden. Drei Jahre lang postete sie letztendlich insgesamt über 1000 Fotos auf OnlyFans, bis sie herausfand, dass ihr Freund dem Männernetzwerk „ChampLife“ angehört und es sich um eine perfide Masche handelte.

Auch Eva wurde von ihrem Freund in die OnlyFans-Falle gelockt. Er habe sie so lange von Freunden, Familie und Außenwelt isoliert, bis er ihre einzige Bezugsperson war. Immer wieder brach er mit Absicht Streit vom Zaun und drohte mit Trennung, bis sie neuen Content für den OnlyFans Account lieferte. Nicht zuletzt mit massivem Druck, Drohungen und Beleidigungen.

Die jungen Frauen wollten ihren Freunden gefallen, erhofften sich mehr Liebe, Aufmerksamkeit und Anerkennung, wenn sie die Bedingungen ihrer Freunde erfüllten. Es ist die typische Spirale aus „Ich bin nicht gut genug“ und „Ich kann nur geliebt werden, wenn ich etwas leiste“.

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 „Teilweise sind Mädchen oder junge Frauen auch jahrelang in diesen Abhängigskeitsbeziehungen“, bestätigt eine Mitarbeiterin der Fachberatung für Prostitution.

„ChampLife“: Sektenähnliche Männergemeinschaft und moderne Zuhälterei

Die „ChampLife“-Gründer Nino und Elias Haralambidis prahlen unterdessen auf ihren Sozialen Kanälen mit Autos, Geld und Reisen, posieren mit dem angeklagten britisch-amerikanischen Unternehmer Andrew Tate.

Auch dieser hatte teure Online-Kurse mit Anleitungen zur Unterwerfung von Frauen verkauft. Er und sein Bruder Tristan wurden schließlich 2022 festgenommen, unter anderem wegen Verdacht auf Menschenhandel, Vergewaltigung und Bildung einer kriminellen Vereinigung.

Jetzt sorgen die beiden Haralambidis-Brüder mit ihrem abstrusen Coaching-Abklatsch selbst dafür, dass Frauen in die Pornobranche getrieben werden. Es ist die Rede von moderner Zuhälterei, Menschenhandel und einem Scientology-ähnlichen Hierarchiesystem.

Neben der Reportage „Emotionale Manipulation: Werden Frauen auf OnlyFans ausgebeutet?“, die in der ARD-Mediathek zu sehen ist, veröffentlichten Y-Kollektiv und STRG_F außerdem einen zweiten Film: „Inside ‚ChampLife‘: So drängen sie Frauen auf OnlyFans“, in der das brutale Geschäftsmodell, basierend auf falschverstandener Männlichkeit und der Sehnsucht nach Liebe, ergründet wird.

Die Haralambidis-Brüder haben ihren Hauptwohnsitz derweil in die Arabischen Emirate verlegt.


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