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Forscher*innen schlagen Alarm: Weltweit häufige Geschlechtskrankheit kann als „stiller Killer“ zu Krebs führen

Forscher*innen schlagen Alarm: Weltweit häufige Geschlechtskrankheit kann als „stiller Killer“ zu Krebs führen

Eine Trichomonaden-Infektion kann laut Studie zu Krebs führen.

Sie sind winzige Einzeller und mit bloßem Auge nicht zu erkennen, lösen aber eine der weltweit häufigsten Geschlechtskrankheiten aus. Die Rede ist von Trichomonaden. Die einzelligen Parasiten befallen vor allem die Schleimhäute der Harnröhre und Scheide. Wer sich beim Sex damit ansteckt, merkt es oft nicht, vor allem Männer haben selten Beschwerden.

Trichomonaden erhöhen Gebärmutterhalskrebs-Risiko um das Fünffache

Die  Infektion mit „Trichomonas vaginalis“ – so der biologische Name des einzelligen Geißeltierchens, das zu den sogenannten „Protozoen“ (Urtierchen) gehört – ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die laut Forscher*innen gefährlicher ist als bisher angenommen. In manchen Teilen der Welt ist die Parasiten-Infektion weiter verbreitet als Chlamydien und Gonorrhö. Jedes Jahr infizieren sich weltweit rund 180 Millionen Menschen.

Einer neuen Studie zufolge steht eine Trichomonaden-Infektion in direktem Zusammenhang mit steigenden Gebärmutterhalskrebs-Raten bei Frauen. Das alarmierende Ergebnis: Trichomoniasis, wie Trichomonaden auch genannt werden, steigern das Gebärmutterhalskrebs-Risiko um das Fünffache.

So agiere die Infektion laut dem „Mirror“ wie ein „stiller Killer“, der unbemerkt zu Krebs führen kann. Allein in Großbritannien erkranken nach Angaben des National Institute for Health and Care Excellence jedes Jahr etwa 6.000 Menschen an Trichomonaden, wobei 90 % der Fälle Frauen sind. Im Vereinigten Königreich sterben jährlich etwa 850 Frauen an Gebärmutterhalskrebs.

Trich-Symptome sind vielfältig und unspezifisch

Dies liegt vor allem daran, dass Infektionen in der Regel unentdeckt bleiben, da die meisten Fälle asymptomatisch verlaufen, Symptome unspezifisch sind und mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten verwechselt werden können.

Zu den Symptomen, die bei Frauen auftreten können, gehören auffälliger Vaginalausfluss (sehr viel, auffällig dick, dünn, schaumig, gelbgrün oder übelriechend fischig). Auch Schmerzen, Schwellungen und Juckreiz rund um die Vulva sowie Jucken der Oberschenkel-Innenseiten zählen zu auftretenden Symptomen. Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Sex wurden ebenfalls beobachtet.

Bei Männern treten seltener Symptome auf. Am ehesten äußert sich eine Trichomonaden-Infektion durch Schmerzen beim Urinieren oder bei der Ejakulation, häufigen Harndrang, dünnen weißen Ausfluss aus dem Penis, Schmerzen, Schwellungen und Rötungen im Bereich der Eichel oder Vorhaut.

Trichomonaden erhöhen auch Risiko für Humane Papillomviren

Experten aus Ungarn analysierten 15 Jahre lang Proben von fast einer halben Million Frauen (473.740) und veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie im „International Journal of Gynecology & Obstetrics“.

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Die Forschung erstreckte sich über vier Kontinente, 8518 der teilnehmenden Frauen –  also etwa 1,8 Prozent – hatten Trichomonaden. Anhand dessen fanden die Wissenschaftler*innen heraus, dass bei Frauen mit Trichomoniasis die Wahrscheinlichkeit, auch an HPV zu erkranken, um 79 Prozent höher ist als bei Frauen ohne die Infektion.

Laut des leitenden Forschers Dr. Balázs Hamar, Experte für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Semmelweis-Universität in Budapest, verursacht die Trichomonaden-Infektion eine Entzündung und Zerstörung der obersten Zellschicht des Gebärmutterhalses und führt so zu einer günstigen Umgebung für Humane Papillomviren (HPV), die in 99 Prozent der Krankheitsfälle für Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind.  

Kostengünstiger Test und adäquate Verhütung sollen Infektion eindämmen

Einen Lichtblick gibt es aber: US-Wissenschaftler*innen haben einen günstigen und einfach anzuwendenden Test entwickelt, der dabei helfen kann, die Infektion zu erkennen. Dieser erfolgt über einen kleinen Stick in den Finger mit anschließender Blutentnahme. Nach einer positiven Diagnose kann Antibiotikum die Infektion in der Regel schnell heilen.

Da Trichomonaden hauptsächlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr oder das Teilen von Sexspielzeugen übertragen werden, sind Verhütung und Hygiene das A und O, um eine Ansteckung zu vermeiden.


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