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Masturbation bei Männern: Alles andere als ungesund

Masturbation bei Männern: Alles andere als ungesund

Selbstbefriedigung Mann

Viele Single-Männer tun es regelmäßig und viele machen es auch während der Beziehung: Masturbieren. Obwohl die Selbstbefriedigung eines der beliebtesten Hobbys unter Herren ist, wird selten darüber geredet. Dabei ist der Orgasmus einer der schnellsten Stimmungs-Booster und Forscher*innen sind sich einig, dass Masturbieren gesund ist und viele weitere positive Effekte für Männer hat.

Selbstbefriedigung bei Männern: Wie oft masturbieren sie?

Selbstbefriedigung ist ein Tabu-Thema? Es kommt darauf an, wie man es anspricht. Was bislang nur selten in Cafés, Restaurants und am Familienfest besprochen wird, ist durch anonyme Umfragen längst bekannt: Männer und Frauen masturbieren. Und das so oft, dass man sich die Frage stellen könnte, warum so selten darüber geredet wird.

Die Firma Arcwave, die sich der verbesserten Masturbation des Mannes durch hoch-entwickelte Sextoys verschrieben hat, ist der Frage auf den Grund gegangen: Wer macht’s wie oft und wo? Herausgekommen sind Ergebnisse, die so manchen Pfarrer vom Beichtstuhl hauen würden.

Die 3500 Teilnehmer der hauseigenen Studie befriedigen sich demnach durchschnittlich drei Mal die Woche selbst, am liebsten im Schlafzimmer. Jeder fünfte Mann begibt sich zum Onanieren ins Bad und ein Prozent wagt es sogar im Büro. Klar, Masturbation kann schließlich Stress abbauen und in der Regel gelangt der Mann ziemlich schnell zum eigenen Hormoncocktail.

Grafik Selbstbefriedigung von Männern
Eine Umfrage von FHM hat ermittelt, wie oft Männer sich selbstbefriedigen

Ob Arcwave als Hersteller von Sexspielzeug für den Mann dennoch voreingenommen ist? Es scheint nicht so. Andere Umfragen wie bspw. von FHM bringen ähnliche Ergebnisse zu Tage. Während die MensHealth davon ausgeht, dass nahezu 100 Prozent der Männer sich regelmäßig selbst befriedigt, gibt das Analyseportal YouGov etwas geringere Zahlen an. Um die 90 Prozent der Männer masturbieren demnach regelmäßig.

Keine Altersbeschränkung beim Hand anlegen

Die Beschäftigung mit der eigenen Sexualität liegt in der Natur des Menschen. Schon kleine Kinder fangen an, bei den bekannten Doktorspielchen den eigenen und fremden Körper zu erkunden. Tatsächlich masturbieren einige Heranwachsende schon vor der ersten Ejakulation, die in der Regel im Alter von 12 bis 15 Jahren auftritt. Keine Schande, sondern ein Weg, die eigene Sexualität kennen zu lernen.

Gerade während der Pubertät und in den jungen Erwachsenenjahren sind Männer dann besonders aktiv, dennoch gibt es keine Altersbeschränkung. Selbst im Alter über 55 masturbieren viele Männer noch – allerdings nicht mehr täglich. Beachtet man die erschwerten Umstände, ist das dennoch beachtlich. Tatsächlich wuchs die ältere Generation schließlich in einer Zeit auf, in welcher das Thema Masturbation komplett totgeschwiegen oder als schädlich stigmatisiert wurde.

Masturbation zwischen Gesundheit und Kultur

„Masturbation wurde lange Zeit aus einem soziokulturellen Blickwinkel betrachtet und von religiösen Vorurteilen geprägt. So hieß es, Masturbation sei eine Quelle für gesundheitliche Probleme,“ gibt der französische Mediziner und Sexologe Dr. Gilbert Bou Jaoudé im Bild-Interview zu verstehen. Obwohl Masturbation in der Realität durchweg positiv für Körper und Geist sei, hielten sich Vorurteile bis heute.

Mann masturbiert
In manchen Kulturen gilt Masturbation noch heute als Sünde (Foto: PrinceOfLove – Shutterstock.com)

In anderen Kulturen gilt Masturbation weiterhin offiziell als Sünde. Besonders Frauen und homosexuelle Männer haben es mit ihrer Sexualität bekanntlich nicht immer leicht, doch auch heterosexuelle Männer können betroffen sein. 

Indonesien und Französisch-Guyana gelten als Inseln der Enthaltsamkeit: Schon allein Masturbation soll hier unter Strafe stehen. Ob die Polizei der Prüderie jedoch im Schlafzimmer, auf der Toilette oder im Büro patrouilliert, ist fraglich.

Falsche Mythen rund um die Masturbation

Obwohl es hierzulande keine Strafen für das einsame Vergnügen gibt, fürchten gerade unaufgeklärte Jugendliche um körperliche und seelische Konsequenzen. Denn viele Mythen halten sich weiterhin hartnäckig in der Gesellschaft. Hier ein paar Beispiele und ihre einfache Auflösung:

  • Onanieren macht blind: Der Klassiker unter den Masturbations-Mythen. So oft dieses Gerücht schon wiederholt wurde, so falsch ist es. Masturbation steht in keinem Zusammenhang mit dem Sehvermögen. Genauso wenig mit dem Hörvermögen oder anderen Sinnen.
  • Masturbation macht unfruchtbar: Ganz im Gegenteil. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft gibt es keine begrenzte „Schussanzahl“ im Leben eines Mannes, eher regt regelmäßige Ejakulation den Testosteronspiegel an, baut alte Spermien ab und macht Lust auf mehr. Sperma wird unabhängig von der Anzahl der Ejakulationen produziert.
  • Selbstbefriedigung ist eine Sünde: Was in vielen Religionsgemeinschaften postuliert wird, spiegelt nicht die Realität wider. Gesellschaftlich wird zwar wenig über Selbstbefriedigung geredet, doch praktiziert wird es in allen Gesellschaftsschichten. Ob in der Hölle Platz für so viele Menschen ist?

Die meisten Mythen rund um die negativen Folgen der Selbstbefriedigung stammen aus konservativeren Zeiten und sind oft religiös motiviert. Enthaltsamkeit soll Charakter und Körper stärken und den Sinn für das Göttliche schärfen. Doch heute wissen wir es besser: Gerade durch die Selbstbefriedigung tun wir unserer Psyche und unserem Körper einen Gefallen.

So gut tut Selbstbefriedigung: Fakten für den Mann

Selbstbefriedigung ist weder pervers noch unnatürlich. Selbst unsere evolutionären Vorfahren, die Affen, werden immer wieder dabei beobachtet, wie sie selbst Hand anlegen. Pinguine, Hunde, Delphine – sie alle tun es und keine dieser Spezies hat jemals darunter gelitten. 

Genauso sieht es beim Menschen aus. Tatsächlich gibt es für Männer viele gute Gründe, regelmäßig zu masturbieren.

Selbstbefriedigung und die Prostata

Oft schwebt die sagenumwobene Zahl „21“ im Raum, wenn es um die Häufigkeit von Masturbation geht. Eine US-amerikanische Studie zum Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und Ejakulation hat festgestellt, dass Männer, die mehr als 21 Mal im Monat ejakulieren, statistisch gesehen wesentlich seltener an Prostatakrebs erkrankten. 

Die Ursache des Zusammenhangs ist noch nicht geklärt und bisher steht auch nicht fest, dass das verringerte Risiko tatsächlich der Ejakulation zuzuschreiben ist.

Einleuchtend klingt es in jedem Fall. Forscher vermuten, dass die Ejakulation die Prostata spült. Gleichzeitig wird altes Sperma abgegeben und frisches produziert. Durch den Prozess lagern sich demnach insgesamt weniger Schadstoffe in der Prostata ab. Das gilt natürlich nicht nur für die Masturbation, sondern ist ein Vorgang, der auch beim häufigen Sex stattfindet.

Onanieren: Gesundheit für die Seele

Völlig einleuchtend: Masturbieren macht glücklich. Der Orgasmus (und der Weg dorthin) schüttet so viele Endorphine aus, wie es nur wenige chemische Drogen vermögen. Völlig gesund und kostenlos kommen Männer und Frauen durch die Selbstbefriedigung an ihre schnelle Ladung Glückshormone.

Mann ist glücklich nach der Selbstbefriedigung
Selbstbefriedigung sorgt bei vielen Männern für Glücksgefühle (Foto: Olena Yakobchuk – Shutterstock.com)

Masturbation hilft Menschen, Stress abzubauen. Vor allem, wenn nachts die Gedankenflut den Schlaf verhindert, schwören viele Männer auf die Selbstbefriedigung. Durch die abendliche Beschäftigung bekommen sie nicht nur den eigenen Kopf frei, sie hat auch physischen Einfluss auf die Schläfrigkeit des Mannes. Beim Orgasmus werden verschiedene Hormone freigesetzt, deren Mischung den beruhigenden Teil unseres Nervensystems, den Parasympathikus, aktiviert.

Masturbation für besseren Sex mit Partner*innen

Vor allem vor dem Partner oder der Partnerin geben nur wenige Männer zu, dass sie regelmäßig masturbieren. Umgekehrt ist es genauso. 

Dabei kann der Mann eigentlich stolz auf seine Übungen sein. Neben der Fruchtbarkeit durch neues Sperma, hält er auch seine Standhaftigkeit in Schuss und kann die Kreativität anregen. Nicht zuletzt verbrennen Männer auch beim masturbieren Kalorien: über 100 sollen es pro Selbstbefriedigungseinheit sein.

Hinzu kommt der Lerneffekt. Männer wie Frauen spüren an sich selbst, was sie am besten stimuliert und können dies den Partner*innen mitteilen. Vielleicht entsteht sogar die ein oder andere neue Fantasie, welche auch in der Zweisamkeit ausgelebt werden kann.

Sogar zur Diagnose von Krankheiten kann Selbstbefriedigung helfen. Läuft es im Bett beim Mann nicht mehr so richtig, kann durch die Masturbation ausgeschlossen werden, dass eine körperlich bedingte Erektionsstörung vorliegt. Wenn der Mann ohne Einschränkungen masturbieren kann, ist die erektile Dysfunktion (ED) eher psychischer Natur und sollte sexualpsychologisch abgeklärt werden.

Masturbieren als Training gegen frühzeitigen Orgasmus

Einige Männer schwören ebenfalls darauf, sich durch regelmäßige Masturbation – und eventuell der kurzzeitigen Enthaltsamkeit vor geplantem Sex – so richtig in Fahrt zu bringen. Andere Männer versuchen ihren Ejakulationszeitpunkt zu verschieben, indem sie beim Masturbieren üben, wiederholt kurz vor dem Samenerguss innezuhalten. Durch die Gewöhnung an die Befriedigung bis zum Limit können sie auch beim Sex den Samenerguss unterdrücken und länger durchhalten.

Mann hat durch Masturbation länger Sex
Länger durchhalten beim Sex – dank Masturbation (Foto: 4 PM production – Shutterstock.com)

Ob die Abhärtung bei allen Männern funktioniert, ist wissenschaftlich bisher nicht untersucht worden. Doch laut einem Interview mit MensHealth, schließt der Münsteraner Urologe Dr. Jörn Witt einen gewissen Trainingseffekt nicht aus. „Wer früh im Leben damit anfängt, ist im Alter länger sexuell aktiv“, so die Erfahrungen des Experten.

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Gegen den ungewollten nächtlichen Samenerguss – den feuchten Traum – hilft die Masturbation in jedem Fall. Der feuchte Traum ist eine Methode des Körpers, um altes, überschüssiges Sperma abzubauen und Platz für neues zu schaffen. Sorgt der Mann nicht selbst für die Entleerung, kümmert sich der unkontrollierbare Teil seines Körpers irgendwann darum.

Nachteile und Risiken von Masturbation

Regelmäßige Prostataspülung zur Krebsvorsorge, längere Standfestigkeit, Befreiung von Stress? Bei all den Vorteilen sollte man eins nicht vergessen: Selbstbefriedigung sollte nicht zur Pflicht werden. Wie bei allen Dingen, die Spaß machen, ist die Art und Weise der Ausübung entscheidend.

Wenn Männer zu viel masturbieren

Zwar ist Selbstbefriedigung an sich eher gesund als schädlich, doch für einen kleinen Teil der Menschen wird sie zum Problem – allerdings eher durch die Umstände. Wenn die Masturbation als einziger Ausweg aus Stress und Alltag zur Sucht wird und das Alltagsleben massiv einschränkt, kann es zum Problem werden.

muskulöser Mann befriedigt sich selbst
Zu viel ist nie gut – das gilt auch beim Onanieren (Foto: 4 PM production – Shutterstock.com)

In solchen seltenen Fällen ist das Zu-Viel beim Onanieren oft mit einem übermäßigen Pornokonsum und dem Verzicht auf Zweisamkeit zugunsten der einsamen Befriedigung verbunden. 

Um solchen Tendenzen entgegenzuwirken, hat sich eine ganze Bewegung der Enthaltsamkeit gegründet. Beim sogenannten „NoFap“ verzichten Männer und Frauen auf Pornos, Masturbation und teilweise sogar den Orgasmus, um sich selbst von der Sucht nach immer härterem pornografischem Material zu befreien.

Unfälle durch Selbstbefriedigung

Daneben ist das Masturbieren mit manchen Hilfsmitteln mit gewissen Gefahren verbunden. Scharfkantige Rohre als Vagina-Ersatz, Selbststrangulation beim Masturbieren oder die Darmpenetration mit spitzen Gegenständen: Die Liste möglicher „autoerotischer Unfälle“, so die Fachbezeichnung, ist lang und wird durch kreative Leute stetig erweitert. Besonders häufig wird auch von Unfällen beim Versuch, sich mit einem Self-Blowjob selbst zu befriedigen, berichtet.

Masturbieren am richtigen Ort

Nicht zuletzt schaden einige Männer durch Selbstbefriedigung auch anderen. Öffentliches Onanieren oder die Selbstbefriedigung vor unfreiwilliges Publikum ist nicht nur eine Straftat. Es verringert zudem das Sicherheitsgefühl der Zuschauer*innen und kann langanhaltende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben.

Trotz der allmählichen Öffnung der Gesellschaft für ehemalige Tabu-Themen: Männer und Frauen sollten sich nur dort selbst befriedigen, wo sie sicher sein können, niemanden zu stören. Zuschauer sind erlaubt, aber nur wenn sie freiwillig zusehen und darauf eingestellt sind.

Onanieren und Partnerschaft – wie passt das zusammen?

Wenn fast alle Männer es tun – dann tun es auch Männer in Beziehungen. Keine Beziehung muss an gelegentlicher Selbstbefriedigung zugrunde gehen. Masturbation ersetzt in der Regel keinen Sex mit dem Partner oder der Partnerin, da sind sich Experten sicher. Denn Masturbation und Sex sind zwei verschiedene Paar Schuh: Während die Selbstbefriedigung der schnelle Schuss zum Stressabbau ist, geht es beim Sex mit dem Partner meist um Zärtlichkeit, Leidenschaft und Lust erleben.

Mann steigert seine Gesundheit durch das Onanieren
Masturbation und Partnerschaft lassen sich problemlos miteinander verbinden (Foto: New Africa – Shutterstock.com)

Jeder Mann hat schließlich mal einen anstrengenden und stressigen Tag. Sex kann ebenfalls stressen. Der Druck, den Partner oder die Partnerin zu befriedigen, die körperliche Anstrengung und nicht zuletzt der spätere Schlaf können unter gewissen Umständen belastend sein. Den Männern spart es viel Zeit und Energie, wenn sie sich einen runterholen. Nach wenigen Minuten pumpen die Glückshormone durch den Körper und der Kopf ist frei für den erholsamen Schlaf.

Allerdings sollte Masturbation in der Partnerschaft nicht zum „Sex-Ersatz“ werden. In solchen Fällen sollten Partner*innen über das Verhalten reden, ohne Vorwürfe zu formulieren. Schließlich kann es gute Gründe geben – oder aber ein Problem im Lustempfinden gegenüber dem Partner oder der Partnerin. Dann ist Arbeit an der Beziehung gefragt. Entweder selbstständig durch die Wiederentdeckung der eigenen Sexualität oder durch Beratungsangebote von Sexualtherapeut*innen.

Wenn es allerdings gut im Bett läuft und die Partnerin den Partner dennoch beim einsamen Lustspiel erwischt – ist das wirklich ein Problem? Vielleicht kann man dem Herrn nach einem angespannten Tag ja auch zur Hand gehen, ohne dass er sich allzu sehr verausgaben muss. Umgekehrt funktioniert das selbstverständlich genauso.


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