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Versagensängste und Abstumpfung: Sexperte erklärt, welche Folgen übermäßiger Pornokonsum hat

Versagensängste und Abstumpfung: Sexperte erklärt, welche Folgen übermäßiger Pornokonsum hat

Junger Mann schaut Porno am PC

Pornografie ist heutzutage leicht zugänglich. Wer früher noch verstohlen in den Zeitungsladen oder in die Videothek gehen musste, kann heute Nacktheit und Pornografie im Internet konsumieren – ob auf Sexcam-Plattformen, Porntubes oder Seiten wie OnlyFans.

Doch was macht dieses Überangebot an Pornografie mit uns? Darüber klärt Sexual-Coach und „Lovebetter“-Gründer Gavin Sexton auf.

So kann sich Pornografie auf Sexleben und Gesundheit auswirken

Erektionsprobleme, Orgasmus-Hemmungen oder vorzeitiger Samenerguss: Viele Männer kennen diese Probleme. Sie können verschiedene Ursachen haben, eine davon ist laut Gavin Sexton im Pornokonsum zu finden.

Gavin Sexton steht vor Konferenztisch
Laut Experte Gavin Sexton sind Probleme im Sexleben häufig auf hohen Pornokonsum zurückzuführen. Foto: Lovebetter GmbH

„Pornografie konditioniert junge Männer stark dazu, vor allem auf visuelle Stimuli zu reagieren und zeigt ein überzeichnetes Bild vom Sex. Dadurch stellen viele Männer eine hohe Erwartungshaltung an sich selbst und haben das Gefühl, beim Sex eine gute Leistung bringen zu müssen. Dies führt zu großem Leistungsdruck, der nur schwer aufzulösen ist“, erklärt er.

Dazu kommt, dass Jungs oft schon in einem sehr frühen Alter anfangen, zu masturbieren und dabei bereits Pornografie zu Hilfe nehmen. Diese vermitteln nicht nur ein falsches Bild von Sexualität und verzerren die Wahrnehmung zu Sex und dem eigenen Körper. Sie liefern auch sehr intensive visuelle Stimulationen, die im echten Sexleben so nicht erlebbar sind.

Pornos können zu Überreizung und Abstumpfung führen

Wer also unreflektiert Pornos konsumiert, läuft Gefahr, im partnerschaftlichen Sexleben auf Probleme zu stoßen. Denn die Überreizung kann bei häufigem Pornokonsum nicht nur dazu führen, dass das Gehirn zu stark auf visuelle Reize geprägt wird, sondern auch, dass dadurch der Sexualtrieb abstumpft.

Männer, die nur auf visuelle Reize reagieren, haben es laut Experten schwerer, andere Reize überhaupt wahrzunehmen. So kann das Gehirn schwerer haptische, sensorische oder emotionale Reize verarbeiten, was dazu führt, dass sie sich beim Sex nicht fallenlassen und auf ihr eigenes Luftempfinden konzentrieren können.

Da beim realen Sex die übermäßigen visuellen Reize fehlen, ist es für diese Männer häufig schwieriger, ihre Erektion aufrechtzuerhalten oder überhaupt richtig hart zu werden. Laut Gavin Sexton sind sie auch häufig zu verkopft und mechanisch, um wirkliche Lust zu verspüren.

Verzerrtes Körperbild und falsche Glaubenssätze durch Pornografie

Wer früh anfängt zu masturbieren, kennt seinen Körper wahrscheinlich gut – könnte man meinen. Doch bei Männern, die in jungem Alter bereits Pornos konsumieren, ist genau das Gegenteil der Fall. Denn der Fokus liegt nicht auf dem eigenen Körper, sondern auf dem, den der Bildschirm widerspiegelt. Der Fokus liegt im Außen, nicht auf den inneren Wahrnehmungen und Gefühlen.

Dadurch kennen Männer ihren Körper schlecht und können ihn bzw. sich selbst beim Sex weniger gut steuern und kontrollieren. Zudem führen Darstellungen von perfekten Körpern und des immer gleichen Ablaufes des Geschlechtsakts zu Problemen.

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In den meisten Pornos wird stundenlanger penetrativer Sex oder Oralsex gezeigt, in dem es um Stehvermögen und Manneskraft geht. Darsteller*innen kommen immer zum Orgasmus und die sexuelle Performance liegt meist fernab der Realität. Das kann zu Leistungsdruck und Selbstzweifeln führen.

Falsche Glaubenssätze gezielt auflösen, um besseren Sex zu haben

Doch der Experte gibt Entwarnung, denn die Sorgen seien meist völlig unberechtigt. Die wenigsten Partner*innen würden eine Performance wie im Porno erwarten. Vielmehr ginge es bei wirklicher Intimität um Nähe und emotionale Verbundenheit, nicht um die Penisgröße oder die Sexdauer.

„Dennoch gibt es Möglichkeiten, diese Leistungsgedanken zu korrigieren, um ein erfüllteres Sexualleben genießen zu können“, beschwichtigt Gavin Sexton.

Um die durch Porno-Mythen verzerrte Wahrnehmung aufzulösen, reiche es allerdings nicht aus, einfach keine Sexfilme mehr zu schauen. Denn die Probleme liegen meist tiefer. Es ist also ratsam, sich einem Experten anzuvertrauen, wenn Mann selbst merkt, dass der eigene Pornokonsum bereits Probleme bereitet.


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