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Was genau ist ein Fetisch? Definition & Beispiele

Was genau ist ein Fetisch? Definition & Beispiele

Latex-Fetisch

Manche stehen auf Latex, andere auf Füße: Es gibt die unterschiedlichsten Arten von Fetischen (siehe unsere Liste). Doch was ist ein Fetisch genau? Und wie entsteht er? Wir wollen diesen Fragen auf den Grund gehen.

Fetisch-Definition: Was bedeutet der Begriff?

Das Wort „Fetisch“ ist dem portugiesischen Wort „feitiço“ (dt. „Zauber“) entlehnt. Der Begriff wurde ursprünglich von „Naturvölkern“ verwendet, die damit leblosen Objekten eine übernatürliche Zauberkraft zuschrieben.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Wort erstmals von dem französischen Psychologen Alfred Binet im Kontext von Sex verwendet: Er beschrieb damit die sexuelle Fixierung auf Objekte.

Wirklich populär wurde der Begriff erst Anfang des 20. Jahrhunderts durch Sigmund Freud, welcher entsprechende Vorlieben als krankhaft bzw. pervers einstufte.

Heutiges Verständnis

Mittlerweile ist das Wort zwar nicht mehr so negativ behaftet, trotzdem beschreibt bspw. die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Fetisch noch immer als „Störung der Sexualpräferenz“. Sie grenzt dabei den Begriff lediglich auf die sexuelle Lust auf Dinge ein.

Entgegen dieser Eingrenzung werden mit einem Fetisch heutzutage gemeinhin entweder Gegenstände, Materialien oder Körperteile assoziiert, die für die betroffene Person beim Sex im Mittelpunkt stehen, um Erregung und Befriedigung zu erlangen.

Mann und Frau beim Rollenspiel Fetisch
Auch Rollenspiele werden heutzutage als Fetisch gezählt (Foto: VGstockstudio – Shutterstock.com)

Außerdem findet man zunehmend Fetisch-Definitionen, die neben Dingen auch bestimmte Praktiken und Szenarien als erregend beschreiben. Diese Vorlieben werden häufig in Form von Rollenspielen beim Sex ausgelebt.

Fetisch-Sex ist jedoch nicht zu verwechseln mit kinky Sex, wenngleich die Begriffe „Fetisch“ und „Kink“ häufig synonym verwendet werden. Letzteres ist beim Liebesspiel lediglich optional, während Fetischisten ihr Objekt der Begierde unbedingt brauchen, um Lust zu empfinden.

Aktiver vs. passiver Fetischismus

Fetischismus kann sowohl aktiv als auch passiv ausgelebt werden.

Aktiv meint, dass man die bewunderten Objekte gerne selbst trägt, fühlt, schmeckt, hört oder riecht. Die Bedeutung von passivem Fetisch ist dagegen, dass man die Objekte „aus sicherer Entfernung“ genießt, indem man sie „nur“ betrachtet.

Wer bspw. von Latex-Kleidung fasziniert ist, kann diese Vorliebe aktiv oder passiv ausleben. Aktiv wäre etwa, dass man die entsprechende Kleidung selbst trägt. Passiv könnte dagegen bedeuten, dass man gerne andere Personen in Latex-Klamotten anschaut.

Abgrenzung zu BDSM

Häufig wird Fetisch-Erotik mit BDSM in Zusammenhang gebracht. Und in der Tat können viele sexuelle Fetische sehr gut in BDSM-Sessions integriert werden. So zum Beispiel die Vorliebe für Füße: Eine Domina kann von ihrem Sklaven verlangen, dass er ihre Füße sauber leckt oder ihm mit dem Fuß in die Hoden treten.

Mann bei BDSM Praktik
Beim BDSM steht das Machtspiel im Fokus (Foto: H_Ko – Shutterstock.com)

Beim BDSM steht jedoch das Machtspiel aus Unterwerfung und Dominanz im Fokus. Der Fußfetisch könnte auch ohne dieses Machtspiel bestens ausgelebt werden. Zum Beispiel indem der Fetischist oder die Fetischistin die Füße des Gegenübers liebevoll massiert und sich dabei selbst befriedigt.

Wie entsteht ein Fetisch?

In diesem Bereich wird wenig geforscht, daher existieren kaum wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern vor allem unvollständige Konzepte und Theorien.

Gegenüber SWR3 stellt Sexualtherapeutin Dr. Melanie Büttner zwei Theorien vor, wie Fetische entstehen. Die eine kommt aus der Psychologie und bezieht sich auf frühe Konditionierungsprozesse im Leben eines Menschen: „Es könnte zum Beispiel so sein, dass ich als Kind sehr früh die Schuhe meiner Mama bewundert hab und es kann sein, dass ich mal damit gespielt habe und in dem Moment eine sexuelle Erregung verspürt habe. In diesem Moment hat sich das im Gehirn miteinander verknüpft, so dass ich ab sofort, wenn ich einen Schuh in den Händen halte, mit Erregung reagiere.“ 

Die andere Theorie basiert auf Forschungen in der Sexualtherapie. Sie stellt in Frage, ob Fetische überhaupt „erworben“ werden oder ob sie von Beginn an angeboren sind. Laut Büttner sagen einige Wissenschaftler, dass wir von Natur aus bestimmte Körperteile anziehend finden. Diese Anziehungskraft könne sich im Laufe des Lebens intensivieren, sodass diesen Körperteilen dann eine besondere Bedeutung zukommt.

Wann können sexuelle Fetische entstehen?

Kurz und knapp: Zu jeder Zeit. Während manche Menschen ihre besondere Neigung schon früh im Kindesalter entdecken, entsteht sie bei anderen erst im Laufe der Pubertät oder deutlich später im Erwachsenenalter.

Mann mit Fußfetisch küsst die Füße seiner Frau
Fetische wie die Vorliebe für Füße können jederzeit im Laufe eines Lebens entstehen (Foto: B-D-S Piotr Marcinski – Shutterstock.com)

Im Laufe des Lebens können sich die Vorlieben auch verändern oder es kommen neue hinzu.

Habe ich einen Fetisch?

Ab wann kann man von einer Person sagen, dass sie einen sexuellen Fetischismus hat? Im Prinzip dann, wenn die Neigung unabhängig von einem bestimmten Menschen besteht.

Das bedeutet einfach gesagt: Wer auf High Heels steht, dem ist es egal, wer sie trägt. Das Objekt allein, also die High Heels, sorgen dafür, dass die Person sexuell erregt wird.

Große Vielfalt an Sex-Fetischen

Die Liste der besonderen Fetische ist lang. Darunter gibt es verbreitetere und eher speziellere und unbekanntere Neigungen. Manche gelten in der Öffentlichkeit als verrückt, krank oder pervers, andere sind dagegen weitestgehend gesellschaftlich akzeptiert.

Frau in Latex Anzug
Latex ist einer der beliebtesten Fetische (Foto: sakkmesterke – Shutterstock.com)

Ziemlich verbreitet ist zum Beispiel die Faszination für …

  • Füße
  • Lack und Leder
  • Schuhe (High Heels / Sneakers etc.)
  • Strumpfhosen / Nylons
  • Uniformen
  • Getragene Unterwäsche
  • Natursekt

Als eher ungewöhnlich gilt etwa die Vorliebe für …

  • Ballons
  • Benutzte Tampons
  • Fürze
  • Spiegel
  • Katheter

So gesteht man seine besondere Neigung

Vielen ist es peinlich, ihrem Partner oder ihrer Partnerin von den geheimen Vorlieben zu erzählen. Wie erzählt man der besseren Hälfte bspw., dass man gerne ihre Unterwäsche riechen würde oder sie beim Sex in eine Uniform schlüpfen soll?

Es gibt viele Möglichkeiten, wie Männer und Frauen in einer Partnerschaft ihren Fetisch mitteilen können: Von direktem Ansprechen über einen subtilen „Lass uns was Neues ausprobieren“-Vorschlag bis zum Verpacken als Witz und dabei die Reaktion abwarten ist alles möglich.

Doch was, wenn man sich nicht einigen kann oder nicht den Mut aufbringt, das Ganze anzusprechen? Einfach den Fetisch loswerden, das geht nicht. Also was tun?

Die Sex-Kolumnistin Mimi Erhardt erklärt dazu im GQ-Magazin: „Führen Sie weiterhin Ihre Beziehung. Haben Sie Sex wie bisher. Und zelebrieren Sie Ihren Fetisch abseits Ihrer Partnerschaft – mit Menschen, die auf dieselben Dinge stehen wie Sie.“

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Also Fremdgehen um den Fetisch auszuleben? Laut der Autorin ja, sofern man es mit dem eigenen Gewissen vereinbaren kann. Ansonsten führt wohl kein Weg an der Beichte vorbei.

Wann wird ein Fetisch zum Problem für das Sexleben?

Das ist der Fall, wenn man nicht mehr „ohne“ das Objekt Sex haben kann. Wer zum Beispiel auf Leder-Kleidung steht und mit seinem Partner oder seiner Partnerin nur dann beim Sex erregt wird, wenn er oder sie entsprechende Fetisch-Kleidung trägt, kann mit seiner Vorliebe die Beziehung belasten.

Paar beim Fetisch Sex
Fetische können das Sexleben belasten, wenn man ohne das Objekt der Begierde keinen Sex mehr haben kann (Foto: Volodymyr Tverdokhlib – Shutterstock.com)

Genauso problematisch ist es, wenn der Fokus ausschließlich auf Strumpfhosen, Latex-Outfits oder andere Kleidungsstücke fällt und der Mensch, der sie trägt, vernachlässigt wird. In diesem Fall ersetzt das Objekt de facto den Partner bzw. die Partnerin.

Die Problematik kann nur durch ein gemeinsames Gespräch gelöst werden. Hilft das nicht, ist der Gang zur Sexualtherapie bzw. einer Sexualberatungsstelle empfehlenswert.

Ist ein Fetisch eine Krankheit?

Wer eine spezielle Vorliebe entwickelt, fragt sich womöglich: Ist das normal oder bin ich krank?

Sexualtherapeutin Büttner dazu: „Ein Fetisch ist letztlich eine Spielart, die zu respektieren ist, wie viele andere Bedürfnisse auch in der Sexualität und solange diese Spielart nicht dazu da ist, mir oder Anderen zu schaden, solange kein Leidensdruck daraus entsteht, ist das auch nicht krankhaft, sondern nur eine Variante.“

Das heißt, solange niemand (auch man selbst) keinen Schaden beim Ausleben der besonderen Neigungen nimmt, ist das Ganze nicht krankhaft.

Dennoch sei erwähnt: Manche Fetische bergen ein gewisses Risiko für die eigene Gesundheit, bspw. die Vorliebe für Fäkalien. Außerdem kann ein Fetisch „krankhafte Ausmaße“ annehmen wie im Abschnitt oben erklärt – indem er als dringend und ersatzlos für die sexuelle Erregung angesehen wird.

Fetisch-Kontakte einfach und schnell finden

Wie findet man am besten Fetisch-Kontakte, mit denen man seine besonderen Neigungen ausleben kann?

Frau mit BDSM Fetisch liegt auf dem Bett
Fetisch-Kontakte finden sich am einfachsten auf entsprechenden Partys und im Internet (Foto: katalinks – Shutterstock.com)

Eine Möglichkeit ist es, auf Fetisch- und BDSM-Partys zu gehen. Häufig stehen diese unter einem Motto – so werden bspw. Urin-Liebhaber auf einer Natursekt-Party ausreichend Personen für heiße Pinkel-Spiele finden.

Am einfachsten aber ist die Suche im Internet. Es gibt zahlreiche Fetisch-Kontakt-Portale und Communities oder Fetisch Chat Seiten, in denen sich Fetischisten und Fetischistinnen austauschen und für reale Treffen verabreden.

Besonders für Neulinge ist die Online-Kontaktsuche perfekt: Man ist anonym unterwegs und kann sich langsam an die Gepflogenheiten der Fetisch-Szene herantasten.

Aber auch alte Hasen kommen auf ihre Kosten und profitieren von ausgefeilten Suchfunktionen, mit denen sich passende Spielgefährten und -gefährtinnen für Fetisch-Erotik aller Art schnell finden lassen.


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