Wer an Tantra-Massagen denkt, hat wohl zuerst eine erotische Ganzkörpermassage mit „Happy End” im Kopf, bei der eine fast nackte Masseurin wahre Wunder mit ihrem Körper in eher esoterischer Atmosphäre vollbringt – Chai-Tee und Räucherstäbchen inklusive. Aber was ist wirklich dran am Klischee, sind die tantrische Massagen auch immer Sex-Massagen und wie funktionieren Tantra-Massagen in der Realität?
Was sind Tantra-Massagen?
Die Definition von Tantra stammt aus dem Sanskrit, also dem Indischen und bedeutet übersetzt „Gefüge” oder „Zusammenhang”. Es handelt sich kurz gesagt um eine indische spirituelle Tradition mit mehreren kulturellen Strömungen. Die tantrische Philosophie besagt, dass der Mensch auf seinem spirituellen Weg einen Einklang zwischen von Körper und Seele schafft und in Ekstase gelangen kann.
Diesen ekstatischen Zustand kannst du durch eine sinnlich-intime Tantra-Massage erlangen. Die absolut absichtslosen Berührungen des Körpers sollen nicht nur ihn nähren und unterstützen, sondern auch deine Seele beziehungsweise deine Psyche. Körperliche und geistige Lust spielen sich nicht nur auf der physischen, sondern auch besonders intensiv auf der psychischen Ebene ab.
Ziel einer Tantra-Massage ist es, den eigenen Körper (wieder) zu spüren, mit sich selbst in Verbindung zu treten, so angenommen zu werden, wie man wirklich ist, und Blockaden zu lösen. Diese können auf körperlicher oder emotionaler Ebene existieren und dein (Liebes-)Leben beeinflussen. Beim Tantra lernst du deine Sexualität besser kennen.
Eine Tantra-Massage-Erfahrung hilft dir dabei, dein Grundbedürfnis nach Nähe zu befriedigen, ohne, dass du dafür etwas „geben” oder deinem Gegenüber gefallen musst. Zudem kann diese Form der Berührung dir beim Los- und Fallenlassen helfen. Jemanden respekt- und liebevoll, aber dabei absichtslos, zu berühren oder von jemandem so berührt zu werden, fällt dir vielleicht nicht so leicht, wie du jetzt denkst.
Bei Tantra-Massagen gibt es eine*n Empfangende*n und eine*n Gebende*n. Die empfangende Person gibt sich ganz den Berührungen der gebenden Person hin und erlebt durch die tantrische Massage tiefe Entspannung oder auch lustvolle Ekstase. Dabei kannst du tiefe Verehrung empfangen oder auch geben. Diese hilft dir auf deinem Weg zu mehr Selbstliebe und Selbstvertrauen.
Eine echte Tantra-Massage von seriösen und zertifizierten Masseuren und Masseurinnen ist ein wundervoll sinnliches Ganzkörperritual, das sich positiv auf deine Sexualität und dein Körpergefühl auswirken kann. Aber was ist dran am Mythos, dass es beim Tantra am Ende doch „nur” um Sex geht?
Ist Tantra-Massage gleich Tantra-Sex?
Tantra-Massagen werden oft mit Tantra-Erotik, also erotischen Massagen gleichgesetzt. Das stimmt allerdings nicht, denn da gibt es ganz klare Unterschiede! Tantra-Massage finden zwar nackt statt, aber bei tantrischen Massagen geht es NICHT um sexuelle Befriedigung: Das „Ziel” ist nicht der Orgasmus oder die Ejakulation, sondern eine ganzheitliche lustvolle Ekstase, die so individuell sein darf wie die Empfangenden selbst.
Diese Ekstase KANN ein sexueller Höhepunkt sein, MUSS aber nicht. Die Tantra-Masseurin oder der Tantra-Masseur wird nicht darauf hinarbeiten, dass du „kommst”. Das nimmt dir zum einen den Druck, den du möglicherweise sowieso hinsichtlich deiner Sexualität mit dir oder anderen verspürst und zum anderen kannst du ganz scham- und stressfrei deinem Körpergefühl lauschen.
Bei einer professionellen Tantra-Massage-Session bist du als empfangender Part passiv. Das bedeutet, dass du Masseur oder Masseurin nicht oder lediglich durch Handauflegen am Arm oder Bein berühren darfst. Sprich mit dem oder der Gebenden, was während der Massage erlaubt ist und was nicht. Massieren und verwöhnen wird aber IMMER nur die gebende Person!
Bei einer seriösen Tantra-Massage werden keine sexuellen Dienstleistungen angeboten, es kommt weder zu Küssen noch zu Penetration. Du darfst erregt sein und auch einen Höhepunkt haben. Wenn du allerdings auf eine reine und kurzfristige Befriedigung deiner sexuellen Lust aus bist, dann eignet sich eine erotische Massage besser als eine tantrische Körperreise.
Besonders intim: Yoni- und Lingam-Massage
Auch, wenn es bei einer traditionellen Tantra-Massage nicht zum Sex kommt, werden deine Yoni oder dein Lingam mit verschiedenen Handgriffen und Berührungen erweckt, verwöhnt und verehrt. „Yoni“ ist der tantrische Begriff für die Gesamtheit der weiblichen Genitalien, also Vulva, Vagina und Uterus. Das Wort stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „Ursprung”. Die Yoni-Massage findet optional bei Tantra-Massagen für Frauen statt.
Du kannst dir die Option einer solchen Massage offenlassen und schauen, ob dein Körper und besonders deine Yoni sich während der Massage „öffnet”. Bis du wirklich bereit für eine innere Yoni-Massage bist, dauert es im Durchschnitt 30 bis 40 Minuten. Ein ausgebildeter Masseur oder eine ausgebildete Masseurin wird dich nicht von innen massieren, wenn deine Yoni nicht eindeutige Signale sendet und sich wie eine Blume öffnet.
Der Ablauf einer Yoni-Massage ist nicht in Stein gemeißelt, beinhaltet aber immer erst eine Erweckung deiner Intimregion durch Berührungen deiner Vulva, der Vulvalippen und deines Venushügels. Fühlt dein Körper sich bereit, dann massiert der oder die Gebende deine Klitoris und G-Zone.
Die intensive Massage deiner Yoni kann die unterschiedlichsten Gefühle in dir auslösen, da ihr feines Gewebe Gefühle und Erfahrungen „speichert”. Du kannst alles von Trauer über Wut bis hin zu tiefer Liebe und Verbundenheit fühlen, wenn sich Emotionen lösen.
Ähnliche Erfahrungen kannst du als Mann bei einer Lingam-Massage oder „Tantric Penis Massage” machen. „Lingam” entstammt ebenfalls dem Sanskrit und beschreibt den Penis. Empfängst du eine Massage in deinen Intimbereich, dann kannst du die absichtslosen Berührungen und achtsamen Handgriffe der Masseurin oder des Masseurs genießen – ohne, dass du etwas zurückgeben musst (und sollst)!
Die Lingam-Massage „badet” dich in Liebe und Respekt für deinen Körper und deine Seele. Das Ziel ist kein Tantra-Massage-Orgasmus, sondern der Weg dahin. Du erlebst, wie intensiv es sich anfühlt, wenn sinnliche Energien durch deinen Körper strömen und deine Lust viel Zeit und Raum hat, sich zu entwickeln.
Yoni- und Lingam-Massagen können Bestandteil einer Tantra-Massage sein, müssen aber nicht!
Tantra-Massage für Paare
Eine wunderschöne Art, sich als Paar wieder näherzukommen, die gemeinsame Kommunikation zu beleben oder andere Wege der Körperlichkeit und Sexualität miteinander zu finden, ist eine Tantra-Massage für Paare. Diese wird von einem Masseur oder einer Masseurin geführt; ein Part des Paares ist der oder die Empfangende.
Während eine*r von euch die Massage genießt und sich fallen lässt, kann der andere Part einfach passiv sein und zusehen oder mithilfe des Massierenden in die Berührungen einsteigen. Die Paar-Massage kannst du aber auch gemeinsam mit einem anderen vertrauten Menschen durchführen lassen, wenn du dich nicht allein in das Abenteuer „Tantric Massage” stürzen möchtest.
Ablauf einer sinnlichen Tantra-Massage
Der Ablauf einer professionellen Tantra-Session in einer Tantra-Massage-Praxis unterliegt keinem strengen Plan. Das hat den Vorteil, dass du dich ein wenig überraschen lassen kannst und erwartungsfrei in die Massage gehst. Natürlich gibt es ganz klare Dos und Dont’s sowie einen Leitfaden, auf den du dich bei einer zertifizierten Tantra-Massage verlassen kannst!
Bevor es richtig losgeht, lernst du den Masseur oder die Masseurin in einem Gespräch kennen. Ihr besprecht deine Wünsche, Tabus und Besonderheiten, auf die er oder sie achten muss. Wo möchtest du auf keinen Fall berührt werden? Ist eine Yoni- oder Lingam-Massage eine Option oder ein Wunsch? Nutze den sicheren Raum und stelle deine Fragen.
Danach hast du die Möglichkeit, zu duschen oder dich frisch zu machen und bekommst meist auch einen Lunghi (ein großes Tuch zum Binden), in den du dich erst einmal hüllen kannst. Die Masseurin oder der Masseur werden dich dann in Liebe und Achtsamkeit empfangen und mit einem kleinen Verehrungsritual beginnen. Du kannst deine Augen schließen, ankommen und genießen …
Du wirst nach und nach vom Lunghi „befreit”, während der sanfte Stoff über deinen Körper streift und der oder die Gebende dich mit Federn, Pinseln, kleinen Ketten oder den Händen streichelt. Er oder sie verteilt warmes, duftendes Massageöl auf deinem ganzen Körper und massiert dich von Kopf bis Fuß. Die Masseurin oder der Masseurin nehmen bei der Tantra Massage verschiedene Stellungen ein, um deinen Körper zu verwöhnen. Sie knien neben oder über dir.
Besonders intim ist neben der Massage der Intimregion auch die Gesichtsmassage. Der Masseur oder die Masseurin achtet sehr einfühlsam auf die Signale deines Körpers und fragt leise nach, ob du eine Intimmassage möchtest oder kündigt an, wenn ihr die Massage-Position wechselt.
Zum Abschluss wirst du mit deinem Lunghi und oder einer Decke zugedeckt und hast allein die Möglichkeit, das Erlebte nachzuspüren und wieder „aufzutauchen”. Im Anschluss kannst du mit deinem Masseur oder deiner Masseurin über dein Empfinden nach der Massage sprechen.
Wenn deine Tantra-Massage dich tief berührt hat und du die positiven Nachwirkungen noch lange spürst, hast du vielleicht den Wunsch, eine Tantramassage zu lernen und die sinnliche Art von Berührungen in deinen (Beziehungs-)Alltag zu integrieren. Dann brauchst du dazu die passende Anleitung! Am besten lernst du die tantrischen Skills in einem Kurs oder Workshop. Erfahrene und ausgebildete Tantra-Profis führen dich oder euch (wenn du es mit einem Partner oder einer Partnerin machst) durch den Ablauf einer privaten Tantra-Massage für zuhause.
Der Genuss professioneller Tantra-Massagen
Wenn du dich in die achtsamen Hände eines Profis begibst, kann eine Tantra-Massage eine unvergessliche und langanhaltende Erfahrung für dich sein. Achte bei der Wahl des Masseurs und der Masseurin auf Professionalität und Seriosität. Eine Orientierung gibt dir der Berufsverband für zertifizierte tantrische Körperarbeit und sexuelle Gesundheit.
Werden zur tantrischen Massage sexuelle Dienstleistungen angeboten, die recht eindeutig sind, dann handelt es sich eher um eine erotische Massage. In Tantra-Studios arbeiten meist mehrere Menschen zusammen, die neben Tantra auch Sexualcoachings oder andere spirituelle Verfahren und Beratungen anbieten.
Tantra-Studios, Praxen oder allein praktizierende Masseure und Masseurinnen gelten nicht als Prostitution und Paysex. Tantra-Massagen sind keine sexuellen Dienstleistungen. Und das aus gutem Grund, denn eine professionelle Tantra-Massage hat wenig mit klassischer Prostitution zu tun, da die „sexuelle Befriedigung” nicht im Vordergrund steht.
Und weil wir von Sinneslust total neugierig sind, haben wir eine professionelle Tantra-Wellness-Massage getestet. Vorweg: Du hast etwas verpasst, wenn du bisher noch nicht in den Genuss einer sinnlichen tantrischen Massage gekommen bist! Wir konnten uns ganz fallenlassen, genießen, loslassen, ankommen und uns ganz den Händen unserer liebevollen Masseurin hingeben. Sie hüllte uns in Zärtlichkeit und Liebe, nahm uns an und ließ unbeschreiblich intensive Energien durch unsere Körper strömen …
Mit oder ohne Yoni-Massage?! Mal so und mal so. Wir genossen einfach die absichtslosen Berührungen, ohne etwas geben zu müssen und ohne Erwartungen erfüllen zu müssen. Frei von Stress und Scham. Einfach im Moment leben, für ein paar Stunden ganz losgelöst vom irdischen Sein und dem ständigen Kopfkino der Außenwelt … Wir werden es wieder tun!
